Einband-1 Herzlich willkommen auf der Homepage von Wilhelm Zannoth

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© by Wilhelm Zannoth
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Joachim Heller und der Komet über Salon

Zu den ältesten Ausgaben von Nostradamus gehört auch dieser Text von 1554 über einen Kometen, der in Aix und Salon gesehen wurde !
Das französische Original ist bis heute verschollen, aber von der deutschen Übersetzung des Joachim Heller aus Nürnberg gibt es noch mehrere Ausgaben mit dem Titel :

Ein Erschrecklich vnd Wunderbarlich zeychen / so
am Sambstag für Judica den zehenden tag Martij zwischen siben vnd acht
vhrn in der Stadt Schalon in Franckreych / von vielen leuten gesehen worden.

Es gibt 2 verschiedene Ausgaben davon.
Bei der 1. Ausgabe ist der abgebildete Holzschnitt handkoloriert und bei der 2. Ausgabe, nur noch in schwarz - weiss gedruckt.
Der spätere Druck hat aber auch eine geänderte Textanordnung mit einigen Druckfehlern.
Dieser Text des Nostradamus wurde in Deutschland von Joachim Heller als Flugblatt oder auch Plakat auf einem Blatt in der Größe von 37 x 25 cm gedruckt und verbreitet. Da jedoch Nos. keine Flugblätter veröffentlicht hat, nehme ich an, daß auch dieser Text als kleines Heft mit ein paar Seiten gedruckt wurde, wie z.B. der Brief von 1566 an die Königin mit 5 Seiten, oder sein Bericht über die Sonnenfinsternis von 1559 mit 15 Seiten.
Der Text wurde dann von J. Heller auf 1 Seite verdichtet und wie man an den Originalen deutlich sehen kann, hat er jeden Millimeter des Bogens ausgenutzt und bis an den Rand beschrieben !
Die originalen Abbildungen finden Sie hier  bei Patrice Guinard !
Ob der abgebildete Holzschnitt ein Entwurf von Heller ist, oder in ähnlicher Form auch schon auf dem französischen Original vorhanden war, läßt sich leider nicht nachweisen solange kein französischer Druck auffindbar ist.

Abschrift - Interpretation - Englisch


Die Frage ist nur, wie kommt dieser Bericht des Nostradamus, von Salon in Frankreich nach Nürnberg ?

Wenn wir die noch vorhandenen Briefe des Meisters ansehen (Dupèbe 1983), so sehen wir, dass Nos. mit dem Augsburger Minenbesitzer Johannes
Rosenberger in Briefkontakt war und für diesen auch mehrere Horoskope berechnet hat.
Dieser Johannes (Hans) Rosenberger, ist laut dem Geburts - Horoskop, das Nostradamus 1559 angefertigt hat, am 10. Mai 1510 in Nürnberg geboren. Da er weder Latein noch Französisch lesen konnte, mußte "Laurent Tubbe"  - zu der Zeit Student in Bourges - die lateinischen Texte des Nos. in die deutsche Sprache und die deutschen Texte ins Latein übersetzen.
Das Studium des L. Tubbe, der später in Augsburg wohnte, wurde von der Familie Rosenberger finanziert !
Am 4. Nov. 1559 sendet Lorenz Tubbe aus Greifswald (Dupèbe S.39) einen Brief an Nostradamus mit den Geburtsdaten von "Ioannis Rosenbergii", einem Bürger aus Augsburg und Minenbesitzer in Tirol. Er bittet um ein Horoskop für diese Person. Auch möchte dieser Hans R. gerne etwas wissen über: 1. die Zukunft seiner Silbermine, 2. seine persönliche Zukunft (Ehrungen, Würdigungen) und 3. welche Gesundheit, welche guten und schlechten Ereignisse auf ihn zukommen !
Etwa 2 Monate später (1.Jan. 1560), schickt L.Tubbe die Daten nochmal an Nos. (Dupèbe S.43) und bittet um eine kurze Auskunft, ob Nos. den Auftrag annimmt oder nicht.  Er teilt Nos. auch mit, dass er entweder über Brotot (seinen Verleger) in Lyon oder Dr. Liparin in Bourges, antworten kann.
Pierre Brind' Amour hat in seinem Buch "Nostradamus astrophile, 1993" (S.337-339), die von Nos. errechneten Daten abgeschrieben
und auf der nächsten Seite mit den Daten des "Regiomontanus" (1436 - 1476) verglichen.
"Regiomontanus" (Johannes Müller) kommt 1471 nach Nürnberg, richtet eine eigene Druckerei für astronomische Drucke ein
und druckt dort bis 1475 -  unter anderem - auch Kalender und Ephemeriden.
Auf  Seite 339, bei P. Brind., sehen wir, dass  auch Cyprian von Leowitz (1524 - 1574), Hofastronom in Pfalz-Neuburg,
ein solches Horoskop für Joh. Rosenberger erstellte !
Auch für Marquard Rosenberger, geb.1.Juli 1526 in Nürnberg, den Bruder von Hans, erstellt C.v. Leowitz ein Geburts-Horoskop (Brind. S.352-355) !
Da beide Brüder in Nürnberg geboren sind, darf man annehmen, dass die Familie dort für längere Zeit gelebt hat und vermutlich ihre Kinder auch dort zur Schule gingen. Als Kinder einer angesehenen Patrizierfamilie besuchten sie bestimmt das Nürnberger Egidiengymnasium, an dem von 1526 bis 1546 Johannes Schöner als Professor für Mathematik angestellt war, und sie dort vermutlich auch unterrichtet hat !
Dadurch sind die Beiden bestimmt schon sehr früh mit der Astrologie und den Kalendern ihres Lehrers in "Berührung" gekommen !
Als J. Schöner 1531 seine erste "Practica" schrieb:
Prognosticatio oder practica, deutsch Johan Schöners...auff das iar Christi unsers Heylands 1532,
war Hans R. 21 Jahre alt und hat diesen "Kalender" seines früheren Lehrers bestimmt gelesen. Auf jeden Fall kann man das starke Interesse von Hans an der Astrologie, auf einen Einfluss von J. Schöner zurückführen.
Da das Geburts-Horoskop (Brind. S. 363-365) für den Sohn von Hans, Carl Rosenberger, geb. 24. April 1534, für Augsburg berechnet ist, war die Familie zu dieser Zeit schon in Augsburg wohnhaft und neben dem Zentrum in Augsburg besaß die Familie einen Stammsitz bei Fieberbrunn, nähe Kitzbühel in Tirol, der treffenderweise den Namen "Rosenegg" trug. In der Umgebung von Fieberbrunn wurde ebenso wie in Rosenberg, Eisenerz abgebaut. Die Familie Rosenberger war zu dieser Zeit sehr einflussreich und durch den Besitz der Bergwerke und den Handel mit den dort gewonnenen Erzen auch sehr eng mit der Augsburger Familie der Fugger verbunden. Doch betrieben die Rosenberger auch andere Minen, wo Blei, Kupfer, Zinn und Silber abgebaut wurden. Die Rosenberger Minen waren vom heutigen Sulzbach - Rosenberg bis nach Tirol verteilt.
In der Chronik von Zell am See finden wir folgende Einträge:
1568 haben Carl und Hans Rosenberger den Bergbau am Limberg besessen.
1570 Die Brüder Hans und Carl Rosenberger kauften das Fuchslehen und bauten 1583 ein Schloß darauf.
1583 errichten die Gewerken Rosenberger das Schloß Rosenberg (heute Stadtverwaltung) usw.
Auch die Augsburger Fugger waren Besitzer von Kupfer - und Silberminen und mit einer Filiale in Nürnberg, die von Georg Fugger geführt wurde, im Handel mit diesen Metallen eine Weltmacht, .

Seine "Practica's" führte Johannes Schöner als Kalender - Schreiber weiter bis ihn 1546 Joachim Heller ablöste.

Joachim Heller wurde ca. 1518 in Weißenfels geboren und hat in Wittenberg Mathematik und Fremdsprachen studiert. Im Jahre 1543 wurde er durch die Empfehlung von Philipp Melanchton (1497-1560) von der Stadt Nürnberg als Rektor des Egidiengymnasiums angestellt und übernahm dort ab 1546, als Professor, an der Stelle von Johannes Schöner (1477-1547) den Unterricht für Mathematik.
Schon vor 1544 hat er mit Joh. Schöner an einem Werk über Johannes Regiomontanus (1436-1476) zusammen gearbeitet, mit dem Titel:
     
"Scripta Clarissimi Mathematici M. Ioannis Regiomontani",
das dann im Jahre 1544 von Johann vom Berg und Ulrich Neuber in Nürnberg gedruckt wurde. Auch die Unterlagen des Io. Regiomontanus, die zuerst bei J. Schöner waren, wurden nachher im Nachlass von J. Heller gefunden.
Als Joh. Schöner 1546 seine letzte
      "Practica auff das 1547. Jar, ... zu gemeynem nutz des Deutschen Reychs, ...", verfasst hatte, [1546]
setzte J. Heller, als neuer "Kalenderschreiber" der Stadt Nürnberg, diese Tradition ohne Unterbrechung fort und verfasste 1547 seine erste
"Practica Auff das M. D. XLviii. Jar, gestelt durch Joachim Heller, der Astronomey leser zu Nürmberg", [1547]
die ebenso wie die beiden folgenden in der Druckerei von Johann vom Berg und Ulrich Neuber in Nürnberg gedruckt wurde.
"Practica auff das M. D. xlix. Jar, Gestelt durch Joachim Heller, der Astronomey verordenten leser zu Nürmberg. ...", [1548]
"Practica Joachim Hellers verordenten Lesers zu Nürenberg, Auff das M. D. LI. Jar nach Christi Jesu geburt. ...", [1550]
Ab dem Jahr 1551 eröffnet er dann seine eigene Druckerei und die folgenden Ausgaben wurden von ihm selbst gedruckt:
Practica Magistri Joachim Hellers, der Astronomey verordenten Leser zu Nürmberg, Auff das M. D. Lii. Jar, nach der geburt Jhesu Christi gestellet ..., [1551],
Practica Joachim Hellers, verordenten Astronomi zu Nürmberg, nach der geburt Jhesu Christi unsers Heylands, von newem gepracticiert, auff das Jar, M. D. LIII. ..., [1552],
Practica Joachim Hellers, verordenten Astronomi zu Nürmberg, nach der geburth Jhesu Christi unsers Heylands, von neuem gepracticiert, auff das Jar, D. M. LIIII. ..., [1553],
dann erscheint die deutsche Übersetzung eines Berichtes, den Nostradamus verfasst hat:
Ein Erschrecklich vnd Wunderbarlich zeychen, /so am Sambstag für Judica den zehenden tag Martij zwischen siben vnd acht vhrn in der Stadt Schalon in Franckreych / von vielen leuten gesehen worden.
Aus Frantzösischer Sprach Tranßferirt / vnd Gedruckt in Nürmberg bey M. Joachim Heller. [1554 - 55 ?]
Ich nehme an, dass J. Heller diesen Bericht entweder im Herbst 1554, oder spätestens im Frühjahr 1555, übersetzt und gedruckt hat. Zu einem späteren Zeitpunkt wäre das "aktuelle Ereignis" vermutlich nicht mehr beachtet worden und hätte auch keine 2. Auflage erreicht !
Practica M. Joachim Hellers, Verordenten Astronomi zu Nürmberg nach der Geburt vnsers Herrn vnnd Heylandts Jhesu CHRIsti, von newem gepracticirt, auff das Jahr. M. D. LVI., [1555],
Practica, auf das M. D. LVII. Jar, sampt Anzeygung vnnd erclerung, Was die erscheinung, vnnd bewegung, des vergangenen vnnd zuuor angezeygten Cometen Jm sechs und funfftzigsten Jar gewesen, vnd bedeutet habe ..., [1556],
Prognosticon kuenfftiger ding vnd zufell auf das M. D. L.VIII. Jar nach der geburt vnsers HERRN ..., Joachim Heller von Weissenfels / verordenter Astronomum zu Nürmberg. Gedruckt zu Nürmberg bey M. Joachim Heller. [1557]
Practica M. Joachim Hellers verordenten Astronomi zu Nürmberg, auf das M. D. LIX. Jar, ..., [1558],
Ab dem Jahre 1559 hat er anscheinend seine Druckerei wieder aufgegeben, da er nun bei Valentin Geyßler in Nürnberg drucken lässt !
Practica M. Joachim Hellers, verordenten Astronomi zu Nürmberg, auf das M. D. LX. Jar, ..., [1559],
Practica, Magistri Joachim Hellers, Astronomi zu Nürmberg uber das M. D. LXII. Jar ..., [1561],
Practica Joachim Hellers ... auff das M. D. LXIII. Jar von zunahenden grossen verenderung ... prognosticirt ... auff das M. D. LXIIII. Jar / Nüremberg : Valent. Geysler, 1562
Practica, M. Joachim Hellers, auff das M. D. LXIIII. Jar, von zunahenden grossen verenderungen, [1563],
In diesem Jahr 1563 bekommt J. Heller wegen seiner Einstellung zur Religion, Probleme mit dem Rat der Stadt Nürnberg und er wird aus der Stadt verbannt !
In "Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste" (Zedler), das man bei der BSB München online findet,
steht folgende Biographie:
Heller (Joach.) ein Professor Matheseos am Gymnasio Aegydiano zu Nürnberg im 16.
Seculo, von Weissenfels gebürtig, wurde wegen Flacianisi (sic) aus der Stadt verjagt,
und schrieb wieder die Feinde der Astrologie, gab auch Missahalse Buch de Elementis
Orbibusque caelestibus zu Nürnberg 1549 in 4 (Bd.) heraus. Freber, Koenig, Barberini Bibl.
Es muss „Flacianismi“ heißen. Der Flacianismus war eine protestantische Schule, die sich von Luthers Lehre unterschied.
Heller wurde also aus der Stadt gejagt, weil er Anhänger der Reformation war. (Danke an Elmar)

Er zieht nun um nach Eisleben in Sachsen und dort erscheinen seine nächsten Werke wieder in seiner eigenen Druckerei mit dem Titel :
Prognosticon M. Joachim Hellers ... auff  das 1565. Jar ..., / Eissleben : Joach. Heller d. j., 1565 (1564 ? )
Prognosticon M. Joachim Hellers ... auff  das 1567. Jar ... / [Eisleben ? ], 1567 (1566 ? )
Anscheinend hat er auch einen Abstecher nach Mansfeld gemacht, da er sich selbst hier als "Mansfelder Astronom" bezeichnet !
Allmanach, oder Ephemeris M. Joachim Hellers, Manßfeldischen Astronomi : ..., / Gestellet vnd von newen aus warem grundt der Anstronomey gerechnet ...., 1567. Gedruckt zu Eissleben, durch M. Joachim Hellern ... Jm Jhar M. D. Lxvij.
Die nächste "Practica" wird in Leipzig gedruckt und er bezeichnet sich nun als : "Churfürstlichen Sechsischen Astronomum" !
Practica Auff  das M. D. LXXVIII. Jar : Gestellet vnd gerechnet Zu ehren dem Durchlauchtigen ... Fürsten vnd Herrn, Hern Christiano, Hertzogen zu Sachssen, Landgraffen in Düringen, vnd Marggraffen zu Meissen, Meinem gnedigen Herrn / Durch M. Joachim Heller, Churfürstlichen Sechsischen Astronomum. - [1577]. - Zu Leipzig bey Nickel Nerlich Formschneider.
Practica auff  das M. D. LXXX. Jar, Welches ist ein Schaltjar. Gestellet vnd gerechnet / Durch M. Joachim Heller / von Weissenfels / Astronomum. Im Jar Christi / 1580. Zu Leipzig / bey Nickel Nerlich Formschneider. [1579]
Auch dieses Werk von J. Heller wurde noch in Leipzig gedruckt und 1590 soll er dann in Eisleben gestorben sein.

Bei der obigen Aufstellung wurden nur die von mir gefundenen "Practica's" angeführt und eine Auswahl der anderen Werke,
an denen er beteiligt war findet man hier !

Fazit :
Durch die Familie Rosenberger bestand eine Verbindung aus Nürnberg und auch aus Augsburg zu Nostradamus !
Diese Verbindung hat sich in Nürnberg auf Joachim Heller und in Augsburg auf Jeremias März übertragen !
Eine weitere Verbindung nach Augsburg gab es durch Johannes Lobbetius und Daniel Rechlinger !

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© by Wilhelm Zannoth April 2006